Montag, 19. November 2007

Unterwegs

Ich war in der vergangenen Woche viel unterwegs. Erstmal haben mich Coelma und Slawa, die Herausgeber der Zeitung Inform Polis, zu ihrer Tourbasa (Ferienheim für die gesamte Belegschaft) an den Baikal mitgenommen. Das Dorf heißt Ust-Bargusin und liegt vor der "heiligen Nase" an der Ostküste. Mit von der Partie war Larissa, die früher bei der Zeitung gearbeitet hat, vor acht Jahren aber nach Israel ausgewandert ist, und das erste Mal auf Heimatbesuch ist. Die Fahrt dauerte fünf Stunden und Sascha, unser Fahrer brettert in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über vereiste Pisten, die ich nicht als Straßen bezeichnen möchte. Während Falcos "Jeanny" aus den Boxen des BMW-Jeeps dröhnt, Slawas Lieblingslied, taste ich unauffällig nach dem Verschluss des Sicherheitsgurtes. Vergebens. Um mein deutsches Sicherheitsbedürfnis nicht preiszugeben, frage ich auch nicht danach. Hier schnallt sich wirklich niemand an.
Unterwegs halten wir oft an: An der Straße gibt es viele heilige Orte, die an den bunten Bändern in den Bäumen erkennbar sind. An ihnen huldigen die Reisenden den Geistern der Natur. Das geschieht so: Alle steigen aus, die Wodkaflasche wird ausgepackt, einige Tropfen mit Fingern in die Landschaft verspritzt, den Rest selbst trinken, ausgenommen erfreulicherweise der Fahrer.
Nach einigen dieser Haltestellen kralle ich mich auch nicht mehr so panisch an dem Türgriff fest und verliere nicht die Fassung, wenn der Wagen mal die Bodenhaftung verliert.
Der erste Halt am Baikal ist sehr emotional, die Sonne geht gerade unter, und ich stehe tatsächlich das erste Mal an seinem Ufer. Larissa war seit acht Jahren nicht mehr hier und weint, und auch meine Gefühle werden ganz - russisch.
Als wir in der Tourbasa eintreffen hat Köchin Lena schon kräftig aufgetischt, u.a. einen riesigen Fisch aus dem Baikal. Nach viel Essen und Trinken packt Slawa die Gitarre aus und es ist nicht übertrieben, wenn ich sage: Kak Wyssotzki! (berühmter russischer Sänger) Wunderbar. Und wenn ich dann auch noch erzähle, dass wir am nächsten Abend in der Banja waren und ich etwas gemacht habe, was ich schon immer machen wollte, nämlich sich nach der Banja draußen in einen großen Haufen Schnee zu schmeißen, weiß ich, dass einige von Euch neidisch sein werden. Mehr Neid erzeuge ich im nächsten Post, da erzähle ich vom Bargusin-Tal, und Fotos folgen. Poka Cati.

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