Donnerstag, 1. November 2007

Eine Nacht im Kloster

In der Marschroutka (so heißen die Minibusse, die neben normalen Bussen und Straßenbahnen den Großteil des öffentlichen Nahverkehrs übernehmen) zum Kloster kommen wir an vielen kleinen Dörfern vorbei, die alle aus den typischen kleinen Holzhäusern bestehen. Die Landschaft ist sehr schön, weite Ebenen und in der Ferne sind Bergketten zu sehen. Im Kloster wartet Camdam Lama schon auf mich, ein ernster junger Mann, der Englisch mit mir reden will, weil er lange in einem indischen Kloster gelebt hat und dort viel Englisch gesprochen wurde. Außerdem habe ich auch den Eindruck gewonnen, dass die Burjaten Russisch zwar als offizielle Sprache anerkennen, sonst aber auf burjatisch kommunizieren. Über die ganze Burjatien-Russland-Problematik habe ich auch schon mit Dorscho gesprochen und es wird auch sehr interessant sein, darüber zu berichten.
Camdan erzählt, dass gerade buddhistische Feiertage im Kloster begangen werden, er habe wenig Zeit, und mit Studenten sollte ich auch nächste Woche erst sprechen, aber ich könne gern die Nacht hier verbringen, um schon einen Eindruck von der Atmoshäre zu bekommen. Sehr gern. Ich habe ein Holzhäuschen mit Holzofen und schwarzer Katze (Buchenhüll lässt grüßen..) ganz für mich und während der Nacht, in der immer mehr Gläubige in das Kloster strömen, schneit es sehr kräftig, so dass sich das Klostergelände mit seinen bunten Gebäuden am nächsten Morgen ganz idyllisch winterlich präsentiert.
Im Hauptgebäude sind die Feierlichkeiten schon in vollem Gang, die Mönche singen tibetische Verse, die Gläubigen huldigen dem Körper des Lamas Etigelow, der seit seinem Tod 1927 praktisch keine Spuren von Verwesung zeigt, und der in einem Metallkasten auf der Kopfseite des Gebetshauses thront. Die Gläubigen stehen an, um sich "von ihm" segnen zu lassen und auch ich reihe mich ein, um einen näheren Blick zu erhaschen: Er sieht zwar verschrumpelt, aber wirklich nicht verwest aus. Welche medizinische Erklärung es für dieses Phänomen gibt, weiß ich gar nicht, lässt sich aber bestimmt schnell herausfinden. Leider konnte ich kein Foto von ihm machen, das war verboten. Ansonsten kommen bald auch Fotos in diesem Blog, versprochen, habe schöne Bilder gemacht im Kloster.
Ich muss ja gestehen, dass ich gar nicht soviel über Buddhismus/Lamaismus weiß, dafür ist es umso spannender.
Am Wochenende fahre ich eventuell mit Dorscho und Familie auf die Datscha am Baikal, danach melde ich wieder!
Poka Cati

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