Freitag, 23. November 2007

Agitatoren aus Moskau

Ich habe jetzt Kontakt zu den Naschi-Aktivisten, die kurz vor der Wahl aus Moskau hierher beordert wurden, um die Jugend zu Putin-Gläubigen zu machen. In Burjatien gab es bislang keine der aggressiven Aktionen der „Unsrigen“, weil sich keine Aktivisten finden ließen. Das soll sich mit Lena und Denis ändern. Die beiden forschen Mittzwanziger haben am Abend eine Versammlung organisiert und eine kleine Gruppe Studierender hat sich zusammengefunden. Denis, professionell geschult, bereitet sie auf ihre anstehende Aufgabe vor: Als „Brigadiere“ sollen sie in Universitäten dazu aufrufen, an den Wahlen teilzunehmen. Da „Naschi“ eine Bewegung und keine politische Partei ist, ist der Aufruf oberflächlich neutral gehalten. Unmissverständlich jedoch, wo das Kreuzchen zu setzen ist.

„Wie heißt das Instrument für das Wachstum unseres bedeutenden Landes?“ Die junge Frau, die aufstehen muss, um zu antworten, lächelt verzweifelt. Denis wartet mit strengem Blick auf die richtige Antwort. „Der Sieg Russlands - vielleicht?“ fragt sie schüchtern. Die anderen kichern und Denis lächelt spöttisch. Die Befragte hat den Wahlkampfslogan der Partei „Einiges Russland“ durcheinander gebracht, der da heißt: „Putins Plan: Der Sieg Russlands!“. Die richtige Antwort wäre „Putins Plan“ gewesen.

Lena, gar nicht dumm, dreht den Spieß für mich um, und stellt mich kurzerhand als Journalistin aus Deutschland vor, die gern Fragen beantwortet. Äh. Unversehens bin ich Repräsentantin westlicher Politik und muss Fragen zu folgenden Themen beantworten:
-Welche Probleme junge Menschen in Deutschland haben
-Berichterstattung über Naschi, Putin, Russland in deutschen Medien
-Orangene Revolution und die Rolle der USA
-Irak-Krieg, Stellung Deutschlands dazu
-Energieversorgung, Konflikt mit der Ukraine, Stellung Deutschlands dazu
i tak dalje. Puh. Alles auf Russisch. Ich habe ehrlich geantwortet, das löste mitunter Erstaunen aus.
Morgen sind aber die Naschi-Agitatoren dran, dann frage ich!

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