Mittwoch, 19. Dezember 2007

Abschied vom Baikal

Von Irkutsk fahre ich an das westliche Baikalufer, zuerst in das kleine Dorf Bolschoje Goloustnije, das 700 Einwohner hat. Ich wohne bei Fai und Mischa, sie ist Lehrerin in der Dorfschule, er arbeitet bei der oertlichen Telefongesellschaft. Wie die meisten hier halten sie Kuehe, Schafe und Huehner im kleinen Stall hinter dem Holzhaus und im Sommer vermieten sie Zimmer an Touristen. Es ist moeglich, dass sich ihr beschauliches Leben bald aendern wird. Der Baikal ist eine von mehreren *Besonderen Wirtschaftszonen*, die der Kreml ersonnen hat und in Bolschoje Goloustnije ist nun ein riesiger touristischer Komplex geplant. Ich bin hier, um die Meinung der Dorfbewohner dazu einzuholen. Die meist aelteren Einwohner verstehen nicht ganz, was das soll, und faenden es sinnvoller, etwas zu planen, was besser zu den Menschen hier passt und die einzigartige Natur erhaelt. Dieser Meinung ist auch Ludmilla Sigaeva, die das einzige Cafe im Ort betreibt. Voller Stolz erzaehlt sie, dass sie in Klaus Bednarz' Film ueber den Baikal eine der Hauptdarstellerinnen war. (Ich wandle auf Klaus Bednarz' Spuren, hach!)
Lange sitze ich mit ihr im Cafe, denn sie hoert gar nicht auf, von ihm zu schwaermen, so ein wunderbarer Mensch sei er. Ich solle ihn ganz herzlich von ihr gruessen. Das mache ich dann bei Gelegenheit..
Mischa sagt, ich solle auch nach Listwanka fahren, da koenne ich gut sehen, was aus einem ehemaligen Fischerdorf werden kann. Am naechsten Tag geht es dorthin weiter. Es ist nicht so, dass Listwanka schon vollkommen verschandelt waere - bis auf den graesslichen Hotelneubau direkt am Hafen, den Buergermeisterin und Spekulantin Tatjana Wassiljewna hat bauen lassen. Das Dorf ist als solches noch erkennbar, aber an allen Ecken und Enden wird gebaut und einige mehrstoeckige Bauruinen stehen am Ende der Uferstrasse herum. Im Sommer soll hier ein Riesenrummel sein, denn Listwanka ist nicht weit von Irkutsk und damit auch nicht weit von der Transsibstrecke entfernt. Aber im Dezember ist es sehr beschaulich und ich kann bei Baba Ljuba im Holzhaeuschen schlafen. Am Hafen esse ich Omul, einen forellenartigen Fisch, der nur im Baikal vorkommt.
Sonntagmorgen nehme ich Abschied vom Baikal, denn ich habe nur noch eine gute Woche und die werde ich in Ulan Ude verbringen, um noch einige Interviews zu fuehren. Eine Station habe ich nicht geschafft: Das Tunka-Tal. Ich habe mehr Zeit in Irkutsk verbracht als eingeplant, weil einige Interviewpartner nicht sofort alles haben stehen und liegen lassen, um mit einer deutschen Journalistin zu sprechen...verstaendlich!
Das Tunka-Tal kommt dann eben beim naechsten Sibirien-Besuch dran!

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